Sieben Tipps, um Haltung zu zeigen
Rechte und rassistische Positionen begegnen uns immer häufiger in unterschiedlichen Situationen – sei es in der Ausschusssitzung, beim Mittagessen mit Kolleg*innen oder beim familiären Weihnachtsbesuch. Im Folgenden geben die Trainer*innen von GEGENARGUMENT Tipps, um möglicher Frustration und
Sprachlosigkeit Einhalt zu gebieten.
1. Die meisten Reaktionen sind besser als gar keine
Rechte und rassistische Äußerungen sollten nicht unwidersprochen bleiben, doch nicht immer muss ich mich auf eine Diskussion einlassen. Als erstes hilft es, sich selbst eine Strategie zu überlegen: Möchte ich diskutieren – und habe ich die Zeit und das Wissen dazu? Möchte ich nicht diskutieren, mich aber mit einem kurzen Statement positionieren? Oder möchte ich etwas Anderes tun, beispielsweise andere dazu auffordern, etwas zu diesem Thema zu sagen, oder Betroffene von rechten und rassistischen Positionen unterstützen?
2. Solidarisch mit Betroffenen sein
«Das sehe ich anders!» Pauschalisierungen von Gruppen oder auch „Altherrenwitze“ können Menschen verletzen. Eine klare Positionierung auf der Seite der Betroffenen zeigt diesen, dass sie nicht alleine sind. Eine Positionierung kann z. B. durch einen Satz erfolgen, der keine Diskussion eröffnet, sondern der Person, die eine rassistische Aussage gemacht hat, eine klare Grenze aufzeigt. Oder ein Satz, mit dem ich mich mit dem/der Betroffenen solidarisiere. Und Achtung: Nicht immer sehen wir, ob von Diskriminierung Betroffene im Raum sind.
3. Nachfragen und Hinterfragen
«Was genau meinen Sie damit? Wen meinst du mit ‚wir’ und ‚die’?» Nachfragen und Aussagen zu hinterfragen kann uns in Diskussionen helfen, Zeit zu gewinnen, um uns eine mögliche Reaktion zu überlegen. Es kann aber auch substanzlose Äußerungen auf ihren Gehalt hin überprüfen und so das Gegenüber dazu
auffordern, seine/ihre Position zu erklären. Achtung: Wer fragt, muss auch damit rechnen, eine Antwort zu bekommen und öffnet unter Umständen Sprechräume für das Gegenüber.
4. Konkrete Beispiele einfordern
«Wo hast du das gelesen?» «Wann genau ist das wie passiert?» Das Einfordern überprüfbarer Beispiele kann einem pauschalisierenden Kommentar oft den Wind aus den Segeln nehmen – oder bietet uns die Möglichkeit, ein Problem genauer, nicht-rassistisch zu betrachten. Vorsicht bei persönlichen Erfahrungen
– diese sollten ernst genommen, aber ihr rechter/rassistischer Gehalt in Frage gestellt werden.
5. Keine Angst vor Problemthemen
«Was Du ansprichst, Wohnungspolitik, ist ein wichtiges Thema. Wie können wir da gerecht vorgehen, ohne zu diskriminieren?» Wir müssen keine Angst davor haben, dass soziale Probleme benannt werden. Greife sie auf, suche gemeinsam mit dem Gegenüber nach Lösungen, verweigere aber die rassistische Ableitung.
6. Positive Leitbegriffe und Visionen einbringen
«Jeder Mensch hat das Recht auf ein Leben ohne Diskriminierung.» «Was wäre denn aus Deiner Sicht‚ gerecht?» Gesellschaftliche Diskurse bergen auch die Chance, eigene Visionen stark zu machen. Mit positiven Leitbegriffen wie Solidarität, demokratische Werte oder Freiheit lassen sich Gemeinsamkeiten
betonen, ohne Unterschiede zwischen Menschen zu vertiefen.
7. Grenzen ziehen
Wenn Grund- und Menschenrechte abgelehnt werden oder ich das Gefühl habe, dass das Gegenüber kein Interesse an anderen Perspektiven hat, kann auch ein Gesprächsabbruch angemessen sein. Dieser sollte jedoch immer begründet werden.
© Gegenargument, 2020