Fragen an die GreenCampus-Trainerin Julia Binsack
Was sind Medientrainings?
Medientrainings sollen dabei unterstützen, eigene Standpunkte, Wünsche oder Kritik so zu formulieren, dass wir – die Öffentlichkeit – sie gut verstehen und im besten Fall nachvollziehen können. Jeder Auftritt, der das nicht leistet, ist eine verpasste Chance, andere von den eigenen Argumenten zu überzeugen. Dabei kann es um Pressekonferenzen, TV- und Radiointerviews oder um die Teilnahme an einer Talkrunde gehen.
Steht Medientraining nicht immer in einem gewissen Widerspruch zu dem Bedürfnis, authentisch Politik zu machen?
Authentisch und professionell zu sein, ist kein Widerspruch. Wer seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nicht unmotiviert erleben möchte, lernt Mitarbeiterführung. Ebenso ist es besser zu lernen, ein gutes Interview zu geben, statt sich bei Antworten zu verhaspeln, zu lang oder zu kurz zu antworten oder unverstanden zu bleiben. Für die meisten Menschen gilt: Gutes Training ermöglicht erst den authentischen Auftritt. Wer nicht gut vorbereitet ist oder nervös wirkt, hat es schwer, gute politische Argumente und Überzeugungen zu vermitteln. Die interessierte Öffentlichkeit ist froh, wenn Politiker*innen ihr Handwerk beherrschen und verständlich sprechen – und auch die allermeisten Journalist*innen freuen sich, wenn ihr Gegenüber auf das Interview gut vorbereitet ist.
Geht es also nur darum, die relevanten Themenfelder anzusehen und dann zu trainieren, die Inhalte auf den Punkt zu bringen?
Nicht nur, es geht unter anderem auch um Körpersprache und Stimmlage. Zum Beispiel klingt es für uns unangenehm, wenn ein Mensch höher oder tiefer als in seiner natürlichen Stimmlage spricht. Das passiert aber recht häufig und macht auch das Sprechen unnötig anstrengend.
Wie gehst du vor, wenn du Menschen trainierst?
Ich frage zuerst nach den zentralen Anliegen einer Person. Was möchte sie wem mitteilen? An welchem Ort, in welchem Rahmen soll das passieren? Dann arbeiten wir daran, Botschaften so zu formulieren, dass sie Verstand und Herz des Gegenübers ansprechen und in das gegebene Format passen. Das üben wir mit Mikrofon oder Kamera. Dabei wird auch schnell klar, wie wichtig Stimme und Körpersprache sind. Dazu arbeite ich mit einer Trainerin zusammen, die darauf spezialisiert ist. Für mich ist klar: Ein überzeugender Auftritt hat viel mit guter Vorbereitung und wenig mit Talent zu tun.
Julia Binsack studierte Philosophie, Germanistik und Publizistik in Deutschland und Kanada. Seit 2000 arbeitet sie als Journalistin und seit 2005 als Kommunikationsberaterin. Für Michel Friedman, Lothar Späth und Erich Böhme hat sie politische Gesprächssendungen vorbereitet, für Sendungen wie „Frontal21“ und „Fakt“ als TV-Autorin Beiträge gedreht. Als Kommunikationsberaterin begleitet sie Prominente, Organisationen und Unternehmen bei deren politischen und sozialen Anliegen.