Politische Strategie

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Fragen an GreenCampus-Trainer Ralf Tils und Joachim Raschke

In einem Ihrer Aufsätze schreiben Sie: „Immer noch sind politische Akteure in Strategiefragen Autodidakten. Jede und jeder fängt wieder von vorn an und entwickelt einen eigenen Zugang“. Welche Gründe für ein Mehr an systematisch geschulter Strategie in der Politik gibt es Ihrer Meinung nach?

Strategie ist kein Zauberwerk, das man nicht lernen könnte, und auch nicht die genialische Idee, auf die man durch Zufall kommt – oder eben nicht. Wir sagen: Strategie ist lernbar. Oft machen politische Akteure, die das Geschäft beherrschen, daraus im Eigeninteresse eine Geheimwissenschaft. Das ist schlecht für nachfolgende Generationen, die so vom gesicherten Erfahrungsschatz nicht profitieren können. Strategie ist ein normaler Bestandteil demokratischer Politik, der sich Diskurs und Kritik stellen muss.

Was zeichnet denn eine gut entwickelte Strategie im politischen Raum aus und wie lassen sich die Chancen von einer theoretisch entwickelten Strategie hin zu einer erfolgreichen Umsetzung in die Praxis erhöhen?

Eine gute Strategie hat ihren Ausgangspunkt in einer Selbstvergewisserung über die eigenen Ziele und in einer realistischen Lageanalyse. Wenn man weiß, was man will, was möglich ist und welche Handlungsalternativen man hat, sieht man klarer, wie man erfolgreich sein kann. Allerdings hat jedes noch so gute Strategiekonzept für einen Kollektivakteur nur Aussicht auf Erfolg, wenn es in der Praxis von allen getragen und verfolgt wird. Sonst läuft die gute Idee ins Leere.

Gibt es aus der jüngeren Geschichte ein gutes Beispiel für eine erfolgreiche politische Strategieentwicklung?

Die Grünen entwickeln gerade eine erfolgversprechende Strategie der Neuaufstellung. Bei der SPD ist es schon ein bisschen länger her: 1998 war ihre Gerechtigkeits- und Innovationskampagne sehr erfolgreich. Die Union dominiert spätestens seit 2009 mit ihrer asymmetrischen Demobilisierung, einem politischen Reduktionismus und extremer Personalisierung den politischen Wettbewerb.

Was können die Teilnehmenden in einem Strategieworkshop mit Joachim Raschke und Ralf Tils lernen?

Unser Anspruch ist es, den Teilnehmer*innen konkrete strategische Orientierungshilfen und Instrumente für ihren politischen Alltag zu vermitteln. So können sie ihre praktischen Fähigkeiten zu strategischem Denken und Handeln erweitern und eigenständig wirkungsvolle Strategien entwickeln.

 

Joachim Raschke lehrte als Professor für Politikwissenschaft an der Universität Hamburg und ist ein renommierter Parteien- und Bewegungsforscher. Er gilt als einer der Begründer der politischen Strategieanalyse und verfügt über langjährige Lehrerfahrung.

Ralf Tils arbeitet als Gastprofessor am Zentrum für Demokratieforschung der Universität Lüneburg und ist ausgewiesener Experte für politische Führung, Regierungs- und Verwaltungsforschung. Er gilt als einer der Begründer der politischen Strategieanalyse und verfügt über langjährige Lehrerfahrung.