Philosophie und Politik

in puncto...

Was ist der Inhalt Deines Buches „Wie lebe ich ein gutes Leben? Philosophie für Praktiker“, das im April 2014 erscheint?

Das Buch möchte zeigen, dass alle wesentlichen Lebensfragen bereits in der Antike erschöpfend behandelt und beantwortet worden sind und zwar in einer Klarheit und Tiefe, die später nicht mehr erreicht worden ist. Davon ausgehend versuche ich anhand konkreter Beispiele darzulegen, was wir nach Meinung der Alten tun können, um unser Leben zu bereichern, um gelassener und authentischer, erfüllter und zufriedener zu leben. Das Buch versucht nachzuweisen, dass im Hinblick auf hilfreiche Ratschläge für die konkrete Lebensführung kultur- und zeitübergreifend eine weitgehende Übereinstimmung bestand unter den großen Denkern der Antike in Ost und West. Diese Essenz antiker Lebensweisheit ist aktueller denn je.

Was können gerade Menschen, die sich in der Politik engagieren von „den Alten“  und der Philosophie lernen? Das klingt sehr theoretisch und wenig nach praktischem Nutzen.

Die Philosophie der Antike war viel weniger „theoretisch“ als sie es heute ist. Sie war vor allem praktische Lebensweisheit. Sie fragte danach, wie das Leben des Einzelnen und der Gemeinschaft gelingen kann. Sie war auch der Überzeugung – und das könnte ein*e Politiker*in als erstes von den „Alten“ lernen – dass zwischen diesen beiden Polen kein Unterschied besteht, mit anderen Worten: dass soziales und politisches Handeln in hohem Maße von der Reife der jeweiligen Persönlichkeit im Umgang mit sich und mit anderen, von der persönlich-sozialen Kompetenz abhängt. So ist es kein Zufall, dass die Weisheitslehre ursprünglich von Politiker*innen stammte. Die sogenannten „Sieben Weisen“ des alten Griechentums, denen die frühesten Spruchweisheiten zugeschrieben werden wie das „Erkenne dich selbst!“, „Nichts im Übermaß“ usw. waren allesamt Politiker*innen. Häufig wurden sie gerade wegen ihrer Weisheit zu Politiker*innen gewählt, wie im Falle Solons. Da stand Griechenland wegen sozialer Spannungen zwischen Besitzenden und Besitzlosen kurz vor einem blutigen Bürgerkrieg. Solon schlichtete den Streit und gab Athen die erste demokratische Verfassung der abendländischen Geschichte.

Was unterscheidet Deine Coachings von anderen?

Ein Unterschied dürfte darin bestehen, dass ein philosophisches Coaching immer die Persönlichkeit als Ganzes im Auge hat, also die konkrete Aufgabe oder das Problem immer im Gesamtkontext des Lebensentwurfs betrachtet. Philosophie bedeutet stets ganzheitliches Denken. Ein zweiter Unterschied dürfte darin liegen, dass sich ein philosophisches Coaching ausdrücklich um so etwas wie objektive Werte und Wertungen bemüht. Ein dritter Unterschied ist, dass wir die jeweiligen Probleme nahezu ausschließlich unter Rückgriff auf antikes Weisheitswissen behandeln und zu lösen versuchen. Dort ist alles Wesentliche schon gesagt worden. Es geht lediglich darum, es auf die heutige Zeit anzuwenden.

In Deinem Buch findet sich das Zitat des antiken chinesischen Philosophen Zhuangzi: „Darum, wem seine Persönlichkeit wichtiger ist als die Herrschaft über die Welt, dem kann man die Welt übergeben.“ Was könnte das für die Politik bzw. Politiker*innen bedeuten?

Dass ein*e Politiker*in erst einmal lernen sollte, sich selbst zu beherrschen, bevor er über andere herrscht, anders ausgedrückt: sein eigenes Leben weise leitet, bevor er sich an der Leitung des Staates beteiligt. Die alten Chinesen verlangten von ihren Herrschern, dass sie persönliche Vorbilder sein sollten. Sie nahmen an, dass ein politischer Machthaber oder Funktionär mehr noch als durch Gesetze durch ihr gelebtes Vorbild und ihre Integrität regierten.

 

Dr. Albert Kitzler studierte Philosophie und Jura. Als Rechtsanwalt arbeitete er u.a. für eine der größten Anwaltskanzleien der Welt. Er produzierte über ein Dutzend Spielfilme und gewann mit dem Kurzfilm „Schwarzfahrer“ einen Oscar. 2010 gründete er „MASS UND MITTE – Schule für antike Lebensweisheit“ und leitet seither Seminare, Coachings, philosophische Matinees und hält Vorträge.

2014 beim Verlag Droemer Knaur erschienen ist sein Buch „Wie lebe ich ein gutes Leben? Philosophie für Praktiker“.