Die Rede ist ein mächtiges Instrument der parlamentarischen Demokratie. Argumentieren, überzeugen, etwas bewirken – darum sollte es bei der Rede gehen. Wie das gelingt, zeigen die folgenden Tipps unseres Redentrainers Markus Franz.
- Sprich das Publikum an. Eine Rede ist ein Gespräch mit dem Publikum.
- Bring eine Botschaft. Warum sonst solltest Du auftreten?
- Werde Deiner Rolle gerecht. Präsentiere Dich nicht als Grüßaugust. Nimm nur deshalb die Zeit von anderen in Anspruch, weil Du etwas zu sagen hast.
- Unterstehe Dich, zu langweilen. Beherzige William Faulkner: «Schreib den ersten Satz so, das die Leser*in unbedingt den Zweiten lesen will. Und dann einfach immer so weiter.»
- Sei anspruchsvoll. Beim Nachdenken, Stoffsammeln, Schreiben.
- Sei wahrhaftig. Nur so wirst Du wahrgenommen.
- Sei mutig. Nur so wirkst Du.
- Erzähle von Dir. Bei einer Rede steht ein Mensch vor anderen Menschen. Also präsentiere Dich als Mensch, nicht als Funktionär*in.
- Rede über Menschen, für Menschen. Letztlich dreht sich alles um uns Menschen. Sage dem Publikum, was es von dem hat, worüber du redest.
- Rede verständlich. Es gibt keinen Grund, unverständlich zu schreiben, außer man nimmt sich nicht genügend Zeit oder will sich dicke tun.
- Rede anschaulich. Reicht dieser Satz? Nein. Also bring ein Beispiel.
- Wecke Emotionen. Kitzele Reaktionen heraus wie: «Ach». «Das ist ja ’n Ding». «Echt jetzt?!» «Neee». «Unglaublich». «Wahnsinn». Oder ähnliches.
- Zeige, dass Du Dich für Deinen Stoff begeisterst. Wenn Du es nicht tust, werden es die Zuhörer*innen erst recht nicht.
- Erzähle Geschichten wie am Lagerfeuer. Das ist es, was wir letztlich alle hören wollen. Geschichten merken wir uns.
- Bring das Publikum zum Klatschen. Die Redner*innen können herumfuchteln, die Zuhörer*innen müssen auf ihren Stühlen sitzen, wollen sich aber auch mal bewegen. Und es tut Dir soo gut.
- Bring das Publikum zum Lachen. Oder zumindest zum Schmunzeln. Nicht schlimm, wenn‘s nicht klappt. Aber versuche es. Das finden alle gut.
- Untermauere Dein Wissen durch Zahlen und Fakten. Aber nicht zu viel. Fakten machen nie eine Rede aus. Beherzige Kurt Tucholsky: «Ein Redner sei kein Lexikon, das haben die Leute zu Hause.»
- Überrasche. Sorge am besten dafür, dass dem Publikum mindestens einmal die Kinnlade herunterfällt.
- Zitiere mit Bedacht. Zitate sollten nicht der Höhepunkt der Rede sein. Rede lieber so, dass Dich andere zitieren.
- Lobe. Aber nicht platt. Nur von Herzen.
- Agiere. Beispiel: Beim Thema Asthma forderst Du das Publikum auf, durch Strohhalme zu atmen, die Du verteilst. «So geht es Asthmakranken».
- Rede so, dass Du Dich dabei mimisch ausdrücken kannst. Zum Beispiel, wenn Du schilderst, wie überrascht Du warst.
- Sprich von Werten. Für Argumente gibt es Gegenargumente. Für Fakten alternative Fakten. Also halte Dich an das, worum es im Kern geht: Werte.
- Vermittle Hoffnung. Benenne das Problem, aber sage, wie es zu lösen sein könnte.
- Biete Gesprächsstoff. Ob die Rede erfolgreich war, merkst Du am Geräuschpegel danach.
- Sprich frei. Dadurch sagst Du nur, was Du Dir merken kannst: Also Geschichten und wirklich gute Gedanken. Selbst wenn Du nicht frei redest, schreibe die Rede so, als wenn Du sie frei halten würdest.
- Sorge dafür, dass Deine Rede ihren Zweck erfüllt. Frage Dich, warum Du die Rede hältst und was Du damit erreichen willst.
- Freu Dich auf Deine Rede. Was für ein Privileg, vor anderen unwidersprochen reden zu dürfen, andere überzeugen, motivieren, begeistern zu können. Nutze Deine Chance. Und hab Spaß dabei.
© Markus Franz, 2020